Montag, 23. August 2010

Tag 53 - Rückreise

Dies ist unser letzter Blogeintrag. Es wird aber noch Bild- und weiteres Textmatetial zu unserer Reise nachgeliefert - dranbleiben lohnt sich! Nachdem wir es geschafft haben 53 Tage lang unsere Erlebnisse täglich in schriftlicher Form festzuhalten, möchten wir an dieser Stelle erwähnen, dass alle Inhalte der Seite urheberrechtlich geschützt sind und der deutsche Literaturmarkt eventuell schon bald um einen Bestseller reicher ist.
Kurz geduscht, die letzten Sachen gepackt, standen wir um dreiviertel sechs vor dem Old Jaffa Hostel und stiegen in das Taxi. Am Flughafen angekommen zogen uns gleich zwei Sicherheitsbeamte aus der Schlange. Das wir besonders liebevoll und gründlich gecheckt würden, teilte man uns im Voraus schon mehrfach mit. Duzende Fragen und Gepäckkontrollen liesen wir folglich über uns ergehen. Da wir jedoch perfekt abgestimmte Auskünfte erteilten, bekamen wir nur Sicherheitsstufe 3 von 6 - zu glaubwürdig. Zur Relation: bei Stufe 6 steht man in der Unterwäsche da und darf sein Gepäck nochmal neu packen. Sicher eine besondere Erfahrung - das nächste Mal vielleicht. An der langen Warteschlange vorbei, wurden wir vom Sicherheitspersonal gesondert begleitet. Anschließend folgte der Check-in und die Handgepäckkontrolle. Wegen technischer Probleme verzögte sich der Start um eine Stunde. Da dies Auswirkungen auf den Flugverkehr hatte, mussten in Europa neue Papiere beantragt werden - wieder eine Stunde warten. Um 11:10 Uhr hob die Boeing 767-300 mit der Flugnummer LY357 nach Frankfurt endlich ab. Man kann die Heimat förmlich riechen. Kulinarisch versorgte El Al uns mit Omlette und Marmeladebrötcheb. 4 Stunden 35 Minuten dauerte die Flugzeit bis zur sicheren Landung. Nun geht es mit dem Auto endlich zurück ins schöne Badnerland. Selten haben wir uns so über Regen gefreut. Um unser zurückgewonnenes Zuhause in vollen Zügen genießen zu können machen wir für heute Schluss und melden uns demnächst wieder.

Samstag, 21. August 2010

Tag 52 - Abschied

Diese Nacht endete mit dem Sonnenaufgang. Doch die Sonne war nicht der einzigste Grund. Da es in unserem Dorm unerträglich heiß war und einer der vier Ventilatoren in nervender Regelmäßigkeit quietschende Geräusche von sich gab, war an Schlafen nicht mehr zu denken. Um unserer Linie treu zu bleiben, gab es auch heute morgen Pita und Nutella. Folgend machten wir uns daran, die Rückreise zu organisieren - wir teilen uns morgen mit einem Japaner das Taxi zum Flughafen, da sonntagmorgens um kurz vor sechs noch keine Busse fahren. Um der extremen Hitze zu entfliehen, nahmen wir den kurzen Weg zum Strand unter die Beine. Trotz der 30 Grad Wassertemperatur ist das Mittelmeer bei diesen Umständen sehr erfrischend. Dann mussten die Pita- und Humusrestbestände dran glauben. Bei einer letzten Tour durch Old Jaffo schossen wir noch einige Bilder und genossen unsere letzten Urlaubsmomente. Unser letzter Kassensturz hat mit allen Abzügen ergeben, dass wenn nichts Unvorhergesehenes mehr dazwischen kommt, es exakt auf den letzten Schekel reicht!! Das kann kein Zufall sein - an unserer Planung lag es jedenfalls nicht, denn die war sehr grob... Gestärkt von einer letzten Runde Pita mit Nutella (welches auch genau gereicht hat) sitzen wir nun mit Blick auf das Meer und die nächtliche Skyline von Tel Aviv im "Amphi Tiroche" von Yafo und warten bis das israelische Jazz-Konzert beginnt! Was ein perfekter Abschluss unserer Reise! Morgen klingelt der Wecker um 4:40 Uhr - das Flugzeug wartet. Deutschland wir kommen!

Freitag, 20. August 2010

Tag 51 - Emmaus

Nach dem Morgengebet genossen wir zum letzten Mal das köstliche Frühstück. Bevor die Sonne in voller Kraft erstrahlte, machten wir uns zu Fuß in das nahe gelegene Emmaus. Hier begleitete Jesus nach seiner Auferstehung zwei seiner Jünger und aß mit ihnen zu Abend. Man läuft auf einem beschilderten Rundweg durch die Mauerreste der Stadt. Selbstverständlich hat auch hier die katholische Kirche eine Kapelle gebaut. Schweißgebadet kamen wir nach einem Rückmarsch durch die pralle Sonne wieder bei der Jesus-Bruderschaft an. Bevor wir schweren Herzens unsere Sachen packten, bekamen wir, wie das hier jeden Tag üblich ist, vom Gärtner ein Glas feinsten Tee. Sehr heiß, starker Salbeigeschmack, sehr süß - perfekt! Mit dem Mittagsgebet und einem Mittagessen, wie man es in jedem guten Restaurant bekommt (es gab panierten Fisch), endete unsere Zeit in Latrun. Wir verabschiedeten uns und wurden zur nahegelegenen Bushaltestelle mitgenommen. Von hier aus fuhren wir nach langer Wartezeit in der heißen Sonne - heute mit 44 Grad der heißeste Tag, den wir in Latrun erlebten - zur Central-Bus-Station (C.B.S.) nach Ramla und von dort aus zur C.B.S. nach Tel Aviv. Der dritte und letzte Bus fuhr uns zu dem Ausgangangspunkt unserer 53-tägigen Reise. Für die restliche Zeit in Israel sind wir wie zu Beginn im Old Jaffa Hostel. Das Abendessen war frei nach dem Motto "back to the roots" - mal wieder Zopf mit Humus. Nun geht es noch an den Strand. Shabbat Shalom!

Tag 50 - Erholung

Pünktlich um sieben klingelte die Glocke an der Kapelle, zum Morgengebet mit Mahlfeier - heute hatten wir es geschafft rechtzeitig aufzustehen. Da dieser Tag ganz der Ruhe, Erholung und Verarbeitung der Erlebnisse diente, fällt auch der Blogeintrag etwas kürzer aus. Nach dem Frühstück gab uns Bruder Stephan in der Kapelle noch ein paar Gedanken mit für diesen Tag. Bis zum Mittagsgebet verbrachten wir die Zeit mit Nachdenken, Bibellesen und Beten. Nach dem Mittagessen, war dann erst mal ein Erholungsschlaf an der Reihe (auch um der Hitze bei 44 Grad zu entfliehen). Als es dann langsam etwas kühler wurde, stiegen wir auf den Hügel oberhalb des Geländes der Kommunität und kletterten durch die Überreste der Kreuzritterfestung. Wir sind hier umgeben von Wein- und Olivenplantagen - fast wie in der Toskana, nur heißer. Vor dem Abendessen gingen wir dann noch zum Abendgebet, welches wie alle anderen hier, eine sehr besondere Erfahrung ist. Den restlichen Abend verbrachten wir mit duschen, lesen und Blog-schreiben. Morgen gehen wir dann dahin, wo alles begann - nach Tel Aviv. Lajla tov.

Tag 49 - Bethlehem

Unser letztes größeres Ziel war Bethlehem. So nahm uns Bruder Stephan nach ausgiebigem Frühstück mit dorthin - er selbt musste dort einen Besuch abstatten. Er jagte das Auto über Schleich- und Feldwege, um den Checkpoints zu entgehen direkt vor die Grabeskirche. Schon von weitem sahen wir die acht Meter hohe Betonwand, die die Israelis um die Stadt aufgestellt haben. Als wir die Kirche betreten wollten, erklärte uns ein palästinensischer Polizist, dass wir mit kurzen Hosen nicht hinein dürften - doch sein Kollege ließ uns durch. In der Kirche standen keine Bänke. Im vorderen Teil ragte eine prunkvoll geschmückte Wand in die Höhe, hinter der die Priester in der orthodoxen Kirche Gottesdienst feiern. Die Besucher sehen nur selten, was hinter der Wand vor sich geht - nämlich dann, wenn die Priester hinter der Wand hervorkommen. Die eigentliche Sehenswürdigkeit ist die Grotte, in der Jesus geboren wurde. Auch hier hängen so viele Lichter, Goldschmuck und Verzierungen, das vom Eigentlichen fast nichts mehr zu sehen ist. Wieder draußen, liefen wir an einigen Kirchen und Moscheen vorbei, durch die Altstadt zurück zum Checkpoint. Hier schossen wir noch einige Bilder von der fast unüberwindbaren Mauer. Von weitem sahen wir ein Tor in der Mauer und liefen darauf zu. Doch schon von Weitem schrie ein Grenzpolizist, wir sollten stehen bleiben - nur einer durfte näher kommen. Wir waren am Checkpoint für Fahrzeuge. Man erklärte uns den Weg zur Personenschleuse, die auf Anhieb zu finden war. Die folgende viertel Stunde war sehr eindrücklich! Durch lange Gänge mit vielen Überwachungskameras, einigen Drehkreuzen und Militär, kamen wir am Röntgengerät an, wo unsere Sachen mal wieder durchleuchtet wurden. Als Palästinenser muss man sogar seinen Handabdruck hinterlassen. Direkt am Ausgang wartete auch schon ein arabisches Taxi auf uns, dass uns zum Jaffa-Gate nach Jerusalem brachte. Bis zum späten Nachmittag verbrachten wir die Zeit mit Falafelessen, einem Besuch im Johanniter-Hospiz, einer Einkaufstour im Souk und etwas Relaxen am Gartengrab. Rechtzeitig zum Abendgebet trafen wir wieder in Latrun ein. Nach dem Abendessen machten wir uns mit Kaleb, einem Schweden, auf zu einer Nachtwanderung nach der er uns noch von seiner Arbeit mit Palästinensern erzählt hat. Jetzt geht's schlafen und morgen ist ein Ruhetag dran - Shalom aus Latrun.

Mittwoch, 18. August 2010

Tag 48 - Waldarbeit

Da wir durch die Anreise total erschöpft waren, schafften wir es nicht um 6.30 Uhr aufzustehen und am Morgengebet teilzunehmen. Also war das Frühstück unser erster Tagespunkt. Da wir bei der Anfrage für die Unterkunft angaben, dass wir gerne in der Kommunität für einige Tage mitleben wollen, schlug uns Bruder Stephan vor, an unserem ersten Tag, durch praktische Hilfe dem Südafrikaner "Jeff" zur Hand zu gehen. So zogen wir uns nach dem Essen um und liefen in das kleine Wäldchen, dass ein Voluntär, den wir im Johanniter-Hospiz kennengelernt hatten, ausgelichtet hatte. Unseren Tag in einem Stichwort: Waldarbeit! Bei über 40 Grad floss der Schweiß in Strömen, wir zogen Äste von A nach B und brachten diese auf einen Lagerplatz außerhalb des Geländes. Zum Mittagessen gab es Kartoffelauflauf mit gebratenen Zwiebeln und Salat. Zudem gab es frische, selbstgemachte Zitronenlimonade, die besser schmeckt als jede gekaufte! Nach dem Abspülen und einer kurzen Pause ging's auch schon weiter. Zwischendurch konnten wir uns bei einem Glas Tee erholen, den Rimon der arabische Gärtner, selbst zubereitet hatte. Völlig verstaubt, verkratzt, müde und hungrig endete dann um halb sechs unsere Schicht. Frisch geduscht ging es dann zum Abendessen. Jeden Schritt den man hier tut, sollte man mit Bedacht setzen - hier gibt es nämlich die giftige (auch tödliche) "Palestine Viper", auf die man besser nicht treten sollte. Eines dieser Prachtexemplare hängt in der Kreuzritterhalle als Warnung und Anschauungsobjekt für die Gäste. Da diese Tierart jedoch von den sogenannten Mongos dezimiert wird, ist die Gefahr geringer als früher. Auch Skorpione, andere Schlangenarten, Füchse, Ameisen und Schakale gehören zur Latruner Tierwelt. Früher gab es auch mal Ziegen, doch diese sind über Nacht verschwunden und vermutlich in einem arabischen Kochtopf gelandet. Bewacht wird die Kommunität von drei Hunden und zwei Katzen, die an ihrer Leine (die Hunde) jeden Besucher, der nicht zum Personal gehört, anbellen. Im Park des angrenzenden Klosters steht ein Esel, der hin und wieder das idyllische zirpen der Grillen aprupt unterbricht. Wenn man Richtung Westen schaut, kann man die Lichter von Tel-Aviv sehen. Um morgen rechtzeitig zum Morgengebet aus den Federn zu kommen, wird's Zeit in die selbigen zu gehen. Gute Nacht.

Tag 47 - Latrun

An den Tagen, an denen wir die Unterkünfte wechseln, lässt sich nicht viel unternehmen. So schlenderten wir nach dem Frühstück zum letzten Mal durch die Gassen der Altstadt und verabschiedeten uns von einigen Händlern. Die Sachen waren schnell gepackt und um die restliche Zeit noch Sinnvoll zu nutzen beehrten wir noch einmal einen Falafel-Verkäufer. Dann ging es wie immer zu Central-Bus-Station, wo wir wieder durch eine lästige Sicherheitskontrolle mussten. Durch die Hilfe einer netten Israelin fanden wir schnell unseren Bus nach Latrun - dieser kleine Ort liegt westlich von Jerusalem. Genauer leben wir bei einer Kommunität verschiedener Brüder, die hier sehr idyllisch gelegen eine alte Kreuzfahrerburg wieder aufgebaut haben. Sie Stehen in Verbindung mit der Jesus-Bruderschaft in Gnadental in Deutschland und versuchen Versöhnungsarbeit in Israel zu leisten. Als wir total verschwitzt ankamen und Bruder Stephan uns das Gelände gezeigt hatte, wollten wir eigentlich erst mal duschen. Allerdings war der Duschkopf derart verkalkt, dass nur ein kleines Rinnsal heraustropfte. Da wir ja Abi haben, wissen wir, dass sich Kalk und Säuren nicht gut vertragen. So steckten wir den abgeschraubten Duschkopf in ein Zitronen-Anrührtee-Säurebad. Um 18.00 Uhr besuchten wir das Abendgebet in der Kleinen Kapelle. Danach gab es in einem umgebauten Pferdestall ein üppiges Abendessen mit vielen Kostbarkeiten aus eigem Anbau. Um unser morgiges Arbeitsfeld kennenzulernen machten wir noch eine kleine Erkundungstour. Nach all den anstrengenden aber schönen Wochen, können wir hier für einige Tage die Stille genießen - ohne Minarett und Trubel. Die Kommunität ist nur von einem Kloster und vielen Oliven-, Wein-und Zitrusplantagen umgeben. Zurück in unserem Appartment dann die Überraschung. Der Duschkopf war zwar entkalkt, doch die ganze Sache hatte einen Zitronenartigen (Bei)Geschmack - vom Anrührtee angezogen, pilgerten Legionen von Ameisen zu unserem Säurebad. Es blieb uns nichts anderes übrig, als uns in der Kammerjägerei zu versuchen, das Loch in der Wand (durch das die Ameisen kamen) zu stopfen und den Duschkopf zu testen - mit Erfolg! Jetzt warten wir darauf, dass es etwas kühler wird und freuen uns auf eine stille Nacht!

Sonntag, 15. August 2010

Tag 46 - Tempelberg

Auch gestern Nacht betete der Imam wieder über 2 Stunden. Da Schlaf nicht in Aussicht war, nutzten wir die Zeit sinnvoll und schauten uns die hell erleuchtete Klagemauer bei Nacht an. Wie jede Nacht im Ramadan lief auch in dieser ein Muslim mit Trommel und Geschrei durch die Gassen, um die Moslems daran zu erinnern, vor Sonnenaufgang noch etwas zu Essen. Um 9:00 Uhr war dann wieder lecker frühstücken angesagt. An diesem Morgen wartete der Tempelberg auf uns und so zogen wir uns in praller Hitze lange Jeanshosen an, die wir nie zuvor benötigt hatten und ganz unten im Gepäck verstaut waren. Warum? Die Muslime verlangen, dass man lange Hosen an hat. So passierten wir noch einen israelischen Sicherheitscheck und liefen dann über eine Brücke auf das Gelände. Für Nichtmuslime ist es nur sehr schwer in den Felsendom oder die Al Aqusa-Moschee zu kommen - im Ramadan garnicht! Außer den eben genannten Attraktionen gibt es dort eigentlich nichts zu sehen. Wir streiften über die Vorplätze mit den Waschungsbrunnen und machten einige Bilder von Gebäuden mit Touristen und Moslems. Ein orthodoxer Jude würde niemals den Tempelberg besuchen, da er Angst davor hätte, auf die Stelle zu treten, an der früher das Allerheiligste war. Bevor wir im Hospiz unsere Wäsche aus der Waschmaschine zum Trocknen aufhängten, warfen wir auf dem Rückweg noch einen Blick in eine der vielen Synagogen im jüdischen Viertel. Der nächste Punkt auf unserer Liste war die "Stadt Davids" mit dem "Hiskia-Tunnel". Dieser Tunnel ist 533 m lang, ca. 50 cm breit und in massiven Fels gehauen. Den stockfinsteren Tunnel, in dem teilweise 70cm tief eiskaltes Wasser steht, zu durchwaten, ist wirklich ein Erlebnis für sich! Der judäische König Hiskia lies einst diesen Tunnel graben, damit das Wasser der Gihon-Quelle nicht zu den Assyrern floß, sondern innerhalb der Stadtmauern blieb. Durchs Kidrontal und das Dungtor liefen wir wieder nach Hause. Zur Krönung des Tages marschierten wir durchs Zion-Tor auf den gleichnamigen Berg. Hier kann man das angebliche Grab Davids betrachten und den Ort besuchen, an dem Maria ihren Lebensabend verbracht hat. Der Abendmahlssaal, in dem Jesus vor seiner Kreuzigung mit den Jüngern das Abendmahl feierte, war jedoch unauffindbar. Unseren letzten Abend in Jerusalem lassen wir gemütlich angehen und genießen noch einmal den besonderen Flair dieser Stadt!

Samstag, 14. August 2010

Tag 45 - Jerusalem

Das Ziel Nummer 1 nach dem Frühstück lautete Erlöserkirche. Diese Kirche ließ Kaiser Wilhem II. 1898 bauen, damit auch die Protestanten endlich eine Präsenz in Jerusalem haben. Von dem 46m hohen Turm hat man einen schönen Rundumblick über die Stadt. Dies ist auch einer der wenigen Orte, an denen man Orgelmusik und Glockengeläut statt Muezzin-Gebete hören kann. Gleich nebenan hatten wir vor nochmals in die Grabeskirche zu schauen. Als wir jedoch die Menschenmengen in und um die Kirche sahen, verschoben wir diesen Programmpunkt auf später. Durchs Damaskustor (vielleicht das schönste der sieben) liefen wir geradewegs zum Gartengrab. Dieser Ort, als Kreuzigungs- und Grabesstätte, ist nach Ansicht von vielen anglikanischen und freikirchlichen Gemeinden authentischer, da er außerhalb der Stadtmauern liegt und in einen Fels eingehauen ist. Welcher dieser beiden der "echte" war, weis keiner genau, doch das ist auch nicht das Entscheidende. Wichtig ist: Der Herr ist auferstand - ER lebt! Als wir gegen Mittag das Grab mit der Gartenanlage verließen, führte uns die geplante Route am Geldautomaten vorbei zurück ins Hospiz. Von Pita und Nutella gestärkt wollten wir auch den Ölberg nochmal besteigen. So kletterten wir im Schweiße unsres Angesichts in der Mittagshitze zur Himmelfahrtskapelle hinauf. Es kam wie es kommen musste - die offensive Fahrweise der Israelis und Araber lies uns Zeugen eines Autounfalls werden. Zum Glück nur Blechschaden! Nach temperamentvollem Geschrei und einer Männerhorde, die sich um das Geschehen scharte, war die Sache schnell geklärt. Vor dem Eingang der Kapelle saßen paradoxerweise drei Muslime, die den Eintritt verlangten. Überhaupt nicht gerechtfertigt. In der Kapelle sieht man nur einen eingerahmten Stein mit einer fußabdruckähnlichen Vertiefung. Bevor wir jedoch eintreten konnten, musste jeder der japanischen Reisegruppe seinen Fuß auf diesen Stein setzen. Auch hier ist fraglich, ob der Stein zum historischen Geschehnis passt - jedenfalls ist es die höchste Stelle des Ölbergs. Beim Verlassen der Kapelle wurden wir Zeuge, wie der geschäftstüchtige Händler durch falsche Umrechnungskurse die Touristen ordentlich über den Tisch zog. Bevor wir uns wieder an den Abstieg machten, genossen wir erneut die geniale Aussicht auf Jerusalem. Vor dem Abendessen statteten wir einem freundlichen Händler noch einen Besuch ab, sicherten unsere Bilder in einem Internet-Cafe und aktualisierten den Blog. Neben uns spielten mehrere unter 10-jährige Kinder Counter Strike und andere Computerspiele. Selbst der Ladenbesitzer war in sein Strategiespiel vertieft. Jerusalem am Freitag und Sabbat zu erleben, ist der religiöse Höhepunkt dieses Landes. Aus dem gestern früher zu Bett gehen wurde leider nichts. Nachdem der Blog-Bericht abgeschickt war hörte man bis 11 Uhr eine Live-Schaltung des Freitaggebets aus einer Moschee mit unzähligen Wiederholungen und pausenlosem "Gesang" des vorbetenden Imam. Heute am Sabbat trafen wir auf den Straßen nur sehr wenige Juden. Und gerade im Monat Ramadan sollte man auf der Straße weder trinken noch essen, da es sonst durchaus sein kann, dass ein hungriger Muslim aggresiv reagiert - so erlebt! Hoffentlich wird diese Nacht etwas ruhiger. Shalom aus der Stadt Davids!

Freitag, 13. August 2010

Tag 44 - Yad Vashem

Der Tag begann wieder um 4:30 Uhr mit dem Kanonenschuss der Muslime - wir konnten noch länger schlafen. In Teil 3 der Andachtsreihe zum Ramadan wurde heute für die armenischen Muslime gebetet. Danach folgten wir der Einladung an den reich gedeckten Frühstückstisch. Da am Abend der Sabbat begann und freitags die Museen deshalb früher schließen, beeilten wir uns nach Yad Vashem zu kommen. Es handelt sich hierbei um ein Denkmal und eine Erinnerungstätte an die Shoa (Judenverfolgung/Holocaust). In der Eingangshalle bekamen wir zwei Audio-Guides, die uns sehr ausführlich Informationen zur Ausstellung im Historischen Museum vermittelten. Ziemlich eindrücklich beschrieben Bilder, Texttafeln, Videos und Originalexponate die Geschehnisse der damaligen Zeit in Deutschland, den Ghettos und den KZs. Leider war es in der riesigen Betonhalle wieder einmal viel zu kalt, sodass wir uns anschließend draußen an der Sonne aufwärmen mussten. Das riesige Gelände auf dem Hügel des Gedenkens umfasst auch eine Kindergedänkstätte, eine "Halle der Namen" (Archiv der KZ-Opfer) und die berühmte "Hall of Remembrance". Durch Letztere führt eine Empore, die den Besucher die Namen der Konzentrationslager auf dem Fußboden sehen lässt und an die dortigen Geschehnisse erinnern soll. Nach diesen besonderen Stunden, fuhr uns Buslinie 20 zurück zum Jaffa-Tor - vorbei an einer sehr langen, futuristisch anmutenden Brücke, die aufgrund eines staatischen Fehlers nun doch nicht, wie geplant für die Straßenbahn, sondern nur als Fußgängerbrücke genutzt werden darf. Weil die letzte Nacht nicht gerade lang war, hatten wir nach einer Falafel etwas Schlaf nachzuholen. Um 16:00 Uhr waren wir zur freitäglichen Franziskaner-Prozession durch die Via Dolorosa wieder fit. Eine große Menschenmenge zog vom Stephanustor direkt an unserem Haus vorbei zur Grabeskirche. Die Mönche gingen vorbetend voraus und die Pilger hinter. Vor Sonnenuntergang wollten wir die Einkäufe für die Sabbatzeit unter Dach und Fach bringen. Im Supermarkt der Straße bekamen wir noch Pita und Wasser, doch als es langsam Abend wurde, füllten sich die Straßen. Um noch an gutes Obst zu kommen, mussten wir in eine andere Querstraße. Diese war jedoch so voll, dass es ohne Ellenbogeneinsatz kein Durchkommen gegeben hätte - man muss sich das vorstellen, wie wenn es im ALDI etwas umsonst geben würde. Als die Trauben und Backwaren eingetütet waren, mussten wir einen anderen Heimweg wählen - gegen den Strom schwimmen wäre hier (mit Flip-Flops, auf die andauernd draufgetreten wird) unmöglich gewesen. An den Ramadanabenden kaufen die Muslime Essen in rauen Mengen, dass sie nach Sonnenuntergang und einem langen Fastentag mit der ganzen Familie verzehren. Wer mit Hunger einkauft kauft meist zu viel! Bei uns gab es Sesamzopf und Humus zu Abend - ein Genuss für Gaumen und Geldbeutel! Mit einem Tee, Lektüre, feinsten Trauben und Muezin-Geschrei, geht auch dieser Tag zu Ende.

Donnerstag, 12. August 2010

Tag 43 - Ölberg

Auf dem Tagesplan standen heute der Ölberg und die Klagemauer. Nach einer Andacht in der Kapelle des Hauses und einem Frühstück liefen wir die Via Dolorosa (übersetzt: Leidensweg) zum Löwentor (Stephanustor) hinunter. Bevor wir die Stadtmauern verließen, kamen wir noch am Teich Bethesda vorbei, wo man die Überreste der Säulenhallen sehen kann, die um die Wasserbecken gebaut wurden (Joh. 5). Um auf den Ölberg zu gelangen, liefen wir durch das Kidron-Tal Richtung Osten. Am Fuß des Berges liegt der Garten Gethsemane, den Jesus vor der Kreuzigung aufsuchte. Auf dem Berg angekommen sahen wir aus der weltberühmten Perspektive die Stadt Jerusalem und schossen unzählige Fotos. Von hier aus sieht man auch, woher der Berg seinen Namen hat - es stehen hier sehr viele Olivenbäume. Unter uns hielt eine Gruppe orthodoxer Juden das Begräbnis eines Rabbis ab - es waren nur Männer anwesend. Der Weg vom Berg zurück ins Kidron-Tal führte uns an tausenden jüdischen Steingräbern vorbei. Die Juden werden hier begraben, um am Tag des jüngsten Gerichts, wenn der Messias auf den Ölberg kommt, vor Ort zu sein. An den Gräbern von Absalom, Zacharias und Jakobus vorbei ging es dann an der Westmauer zurück zum Dungtor neben dem Tempelberg. Zum Mittagessen gab es mal wieder Pita mit Nutella. Gegen 17.00 Uhr deutscher Zeit, konnte man uns dann auf verschiedenen Web-Cams bei der Klagemauer beobachten. Je näher der Sonnenuntergang rückte, desto mehr Menschen (und Sicherheitskräfte) versammelten sich auf dem Platz davor. Die betenden Juden drängen sich an der Mauer, stecken Gebetszettel in die Ritzen und lesen halblaut Gebete aus ihren Gebetsbüchern, wobei sie sich ständig verneigen. Dann verlassen sie rückwärtsgehend mit Blick auf die Mauer den Platz. Für uns war dann wieder eine Falaffel angesagt, die wirklich sehr günstig und lecker war. Frisch gestärkt nahmen wir noch am wöchentlichen Gottesdienst des Hauses teil. Bei unseren heutigen Einkäufen versuchten wir die Tricks, die uns der Guide gestern im Bezug auf das Handeln mit den Verkäufern, beigebracht hatte anzuwenden - mit Erfolg! Gleich drei Mal drückten wir den Preis über die Hälfte. Der Blog ist unsere letzte Amtshandlung für heute und danach geht's ins Bett.

Mittwoch, 11. August 2010

Tag 42 - Altstadt

Die letzte Nacht wurde von vielen Feuerwerken und Krach begleitet. Grund dafür war der Beginn des Fastenmonats Ramadan. Für jeden Muslim heißt das von Sonnenaufgang bis -untergang nichts essen, trinken und auf Genussmittel aller Art zu verzichten! Unser Morgen begann mit einer Überraschung. Als wir in die Kappelle zur Morgenadacht kamen, saß dort ein bekanntes Ehepaar aus Söllingen. Das anschließende Frühstück nahmen wir an einer ritterlichen Tafel zu uns. Um die Altstadt besser kennen zu lernen, machten wir uns auf zum Jaffa-Tor, von dem aus wir an einer kostenlosen dreistündigen Führung auf Englisch teilnahmen. Sie führte uns durch alle Stadtviertel und an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorbei. Erster Programmpunkt war das armenische Viertel - mit 2.000 Einwohnern das ruhigste und kleinste - gefolgt vom jüdischen (4.000 Einwohner). Dann führte uns Alex, der Guide, zur Klagemauer. Der Bereich ist für Frauen und Männer strikt getrennt. Frauen müssen einen Schaal - Männer eine Kippa (Kopfbedeckung der Juden) tragen. Nach diesen Eindrücken ging's ins muslimische Viertel, das mit 20.000 Bewohnern das größte und belebteste ist. Durch einige enge Gassen und Märkte kamen wir schließlich ins christliche Stadtviertel (10.000 Einwohner). An der Erlöserkirche vorbei kamen wir zur Grabeskirche, auf deren Nebendächer äthiopische Mönche leben und Gemüse anpflanzen. Die Tour endete wieder am Jaffa-Tor und wir hatten schon einen riesen Hunger. So besuchten wir nach dem Mittagessen und einem kurzem Mittagsschlaf, den erneut die Muezzine frühzeitig beendeten, nochmals die Grabeskirche - diesmal von innen. Diese Kirche wurde über dem, vorwiegend von orthodoxen Christen angenommenen, Ort des Grabes und Kreuzes Jesu gebaut. In der Kirche, die massivst nach Weihrauch riecht, leben Mönche und Priester der verschiedensten Denominationen. Alle fühlen sich irgendwie verantwortlich und so kommt es nicht selten zu Handgreiflichkeiten wegen der Gebetszeiten oder Opferzuteilungen. Heute morgen ist uns aufgefallen, dass unser Reiseführer abhanden gekommen sein muss. Und nach eingehender ergebnisloser Suche, kam uns die Idee, ihn vielleicht im österreichischen Hospiz wiederzufinden, in das wir uns gestern verirrt hatten. Tatsächlich zog der Mann an der Rezeption unser Buch aus einem Schrank. Gerade eben ging die Sonne unter und die Jugendlichen fangen wieder an Feuerwerke zu veranstalten. Gleich um die Ecke werden wir gleich unsere erste israelische Pizza essen - am Preis lässt sich noch feilen! ;-). Jetzt noch ein Statement zu unserer finanziellen Lage: Nach unserer jetzigen Rechnung und allen Abzügen für die verbleibenden Unterkünfte, verfügen wir über ein tägliches Budget von 320 Pitascheiben. Grüße aus Jerusalem.

Dienstag, 10. August 2010

Tag 41 - Reise nach Jerusalem

Auch ohne Wecker waren wir schon um 8 Uhr wach - zum Frühstück gab es das restliche Pita von gestern und Obst. Nachdem die Jugendleiter Joel und Gal noch für unsere Reise gebetet hatten, ging es zur Bushaltestelle Richtung Central-Bus-Station. Von dort aus nahmen wir den nächsten Bus nach Jerusalem. Kaum angekommen, sahen wir schon die ersten bekannten Gesichter - zwei Jungs aus Shavei Zion, die uns auch gleich den Weg zur Altstadt erklärten. Auf der Fahrt trafen wir ein Mädchen von dem Jugendkreis aus Arad und auf der Suche nach unserer neuen Unterkunft noch drei weitere Voluntäre aus Shavei Zion. Nach einer Weile Irrerei durch die verwinkelten Gassen der Altstadt und einem nichtgewollten Guide, der nur auf unser Geld aus war, kamen wir dann todmüde und erschöpft am Johanniter-Hospiz an. Das Hospiz ist ein ehemaliges Kreuzritter-Haus, dass von österreichischen Christen geführt wird. Bevor wir unser Zimmer bezogen, bekamen wir eine Führung durch die Räumlichkeiten. Unser Zimmer hat eine sensationelle Lage, mit Balkon, Dusche ;-) und liegt mitten in der Altstadt. Wenn man hier auf das Dach klettert, sieht man den Tempel- und Ölberg mitsamt Felsendom. Läuft man aus dem Eingangstor, steht man mitten in einem Souk, der sich fast durch das ganze Stadtviertel zieht. Die erste Amtshandlung im neuen Zimmer war dann der Test der Dusche - traumhaft! Nach einem Regenerationsschlaf, der vom Muezzin aus dem arabischen Viertel gestört wurde (und gerade wieder aus allen Himmelsrichtungen schreit), machten wir uns auf den Weg zu einer Erkundungstour durch die Märkte des Viertels. Eingedeckt mit feinsten Esswaren sitzen wir nun auf unserem Balkon, schreiben Blog und genießen die frische Abendbriese. Hin- und wieder zieht der Geruch von Kräutern und Gewürzen durch die Lüftungsöffnung des Souks, der hier direkt vor unserem Balkon unter dem Haus verläuft. Bis eben hat jemand im Haus nebenan Flöte geübt und auf der Dachterrasse nebenan spielen Kinder. Jetzt gehen wir auf's Dach und schauen uns den Tempelberg in der Abendstimmung an.

Montag, 9. August 2010

Tag 40 - Cäsarea

Den ersten Bus nach Netanja hatten wir verpasst, weil der Wecker nicht klingelte. So blieb wenigstens mehr Zeit für's Frühstück. Es gab Bananennutellabrot. Noch während dem Essen machte man sich über unser Nachtlager lustig. Joel der am Morgen vorbeischaute konnte nicht glauben, dass wir den harten Boden den Sitzzäcken vorzogen. Mit vollem Magen fuhren wir wieder zur Central-Bus-Station. Während gestern die digitalen Fahrplananzeigen noch Englisch waren, standen wir heute ratlos vor der hebräischen Version. In unserer Hilflosigkeit sprachen wir eine Israelin an. Ihr Name war "Et" und sie kommt aus Äthiopien. Da ihr Bus noch nicht fuhr, fragte sie für uns nach dem richtgen Bus am Schalter. Leider gab es jedoch keinen direkten Bus nach Cäsarea und wir mussten einen "Umweg" über Hadera machen. Dort angekommen erfuhren wir, dass der Bus zu unsrem Wunschziel erst in einer Stunde fährt. Um die Zeit zu überbrücken, liefen wir eine Runde um die Busstation, doch es gab nichts spannendes zu sehen. Da musste halt wieder eine Falafel herhalten. Als der Bus dann kam, ging's nochmal eine ganze Stunde durch dutzende Kreisverkehre und über hunderte Speedbumps. Endlich war das Ziel erreicht - Cäsarea Maritima, die Stadt, die schon viele Epochen durchgemacht hat und vom bauwütigen Herodes als Zeichen seiner Macht zu einer prunkvollen Hafenstadt ausgebaut wurde. Auch Paulus schiffte hier auf seinen Missionsreisen immer wieder ein und saß sogar zwei Jahre hier im Gefängnis. Die Altstadt ist von amerikanschen Bauten und dem größten Golfplatz Israels umgeben. Hier wohnt auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Insgesamt drei Stunden zogen wir durch den großen Nationalpark und sahen den Hafen, viele Mauern und Türme, zwei Multimediavorstellungen über die Geschichte, das Hippodrom (Arena für Wagenrennen), das römische Theater, ein Badehaus und den herodianischen Tempel (bzw. das was davon übrig ist). Zurück an der Bushaltestelle bemerkten wir, dass der nächste Bus erst zweieinhalb Stunden später fährt. Folglich blieb uns nicht anderes übrig als zur nächsten Haltestelle (20min entfernt) zu laufen. Da schlecht gefahren besser ist als gut gelaufen, versuchten wir zu trampen. Hier streckt man jedoch nicht den Daumen nach oben, sondern den Zeigefinger im 45°-Winkel nach unten. Half aber nichts! Von der Haltestelle ging es direkt nach Netanja zurück und ein paar Dinge besorgen. Nach einer Stunde Warten auf den Bus ins Industriegebiet, nahmen wir für den selben Preis eben ein Sherrut-Taxi mit dem Risiko, die Route des Sherruts nicht genau zu kennen. Alles in allem, dauerte die Rückfahrt 4 Stunden. Doch was will man machen, wenn es einem mit 19 Jahren nicht erlaubt ist ein Auto zu mieten. So darf sich Egged (die Busgesellschaft) über treue Kundschaft freuen ;-). Morgen geht es in die Stadt der Städte. Jerusalem - wir kommen!

Sonntag, 8. August 2010

Tag 39 - Netanja

Um den für uns ziemlich hohen Preis der Unterkunft voll auszunutzen, aßen wir uns beim Frühstück nochmal richtig satt und gingen anschließend duschen - zum Glück. Wie wenn wir es geahnt hätten, haben wir in unserer neuen Unterkunft alles außer eine Dusche. Doch das lässt sich verkraften, sind ja nur zwei Tage. Gegen zehn Uhr verließen wir das schwedische Guesthouse, besorgten noch etwas zu Essen und liefen zur Central-Bus-Station, die es hier in jeder größeren Stadt gibt. Nach einer spannenden Busfahrt ohne den wirklichen Namen der Haltestelle zu kennen, erreichten wir dann doch ohne Probleme unser Ziel. Wir trafen uns mit Joel in der Gemeinde, die wir gestern besucht hatten und wohnen nun hier für zwei Nächte im "Youth-Center" mitten in einem Industriegebiet. Um uns herum stehen verschiedene Instrumente, wir haben WLAN, einen PC, Küche, Bad, Telefon und Aircondition. Wir machten es uns auf den Sitz-Säcken gemütlich und genossen zum Mittagessen unsere Einkäufe. Mittags fuhren wir mit dem Bus in das Stadtzentrum, wo wir auf unserer Erkundungstour durch die Stadt wieder mal einen Obst- und Gemüsemarkt fanden - das Abendessen war gesichert. Netanja ist eine Küstenstadt, die eher von ihren Stränden als von ihren Sehenswürdigkeiten lebt und mit Hotels und Shopping-Malls viele Besucher anzieht. Mit ein paar echten Schnäppchen fuhren wir zurück ins Industriegebiet - die Märkte mit ihren Leckereien werden wir in Deutschland wirklich vermissen! Bis zum Abendessen klimperten wir dann noch etwas auf den Musikinstrumenten herum - gut, dass es keine Anwohner gibt ;-). Jetzt geht es dann wie jeden Abend duschen. Ach ne, da war doch was... Egal, ein Wasserhahn tut's auch! Bevor wir schlafen gehen können, müssen wir uns jedoch noch Betten bauen.

Samstag, 7. August 2010

Tag 38 - Ruhetag

Um 8:25 Uhr klingelte unser Wecker. Mit der Aussicht auf ein üppiges Frühstück fiel das Aufstehen gleich viel leichter. Wir kamen in den Speisesaal und wurden von einem reichlich gedeckten Buffet begrüßt. Da wir die einzigen waren, hatten wir die Leckereien für uns alleine und konnten in Ruhe frühstücken. Anschließend fuhr uns der Chef des Hauses (ein Holländer) in seine Gemeinde. Dort wurden wir von David, Lisa und Joel begrüßt, die oft in Deutschland zu Besuch sind. Mit einiger Verspätung (fast eine halbe Stunde) begann der Gottesdienst. Da Monatsanfang war, wurde traditionell aus einem kunstvollen Schrank die Thora-Rolle herausgeholt und von einem Jugendlichen ein Abschnitt vorgelesen. Doch mit einer jüdischen Synagoge hat das nichts zu tun. Kurz nach eins war der Gottesdienst zu Ende und nach einigen Gesprächen fuhren wir wieder zurück. Der Hunger bewegte uns dazu die Einkäufe von gestern zu dezimieren. Es stand Humus mit Baguette und Schinken auf dem Speiseplan. Da der Sabbat Ruhetag ist und sowieso keine Busse fahren, gestalteten wir den Tag ruhiger. Nach einem Mittagsschlaf ging es zum Strand. Doch ausgerechnet da zogen vom Meer her ein paar Wolken auf und schoben sich vor die Sonne. Das konnte den Badespaß aber nur geringfügig mindern. Morgen müssen wir dann ein anderes Quartir beziehen, indem die WLAN-Verfügbarkeit noch fraglich ist. Lájla tov!

Freitag, 6. August 2010

Tag 37 - Sicherheitskontrollen

Unsere letzte Nacht in Haifa war dank der Klimaanlage recht angenehm und erholsam. Nach einem überschaubaren Frühstück packten wir unsere Rucksäcke und verstauten diese nach dem Check-out im Computerraum des Guesthouse. Bevor wir uns auf zu unserem nächsten Reiseziel machten, wollten wir noch die deutsche Kolonie am Hafen Haifas besichtigen. Der Name ist hier Programm! Unter den höher geschnittenen Bäumen der sauberen Straßen (unter denen man ungebückt durchlaufen kann), vergisst man für einige Momente, dass man in Israel ist. So kam es dazu, dass sich unser Bild von Haifa geändert hat. Es hängt davon ab, wo man sich aufhält. Unsere Unterkunft lag im palästinensischen Viertel der Stadt, wo Ordnung und Sauberkeit nur bedingt eine Rolle spielen. So liefen wir durch das von Templern 1868 gegründete Viertel und schossen noch einige Bilder. Gemütlich schlenderten wir durch die Straßen und drückten bei jedem interessanten Objekt den Auslöser. Doch das wurde uns zum Verhängnis. Wir sahen ein gut bewachtes Areal mit meterhohen Mauern und Zäunen. Auch dort schossen wir ein Bild - nur ein Bild! Doch das bereuten wir schon bald. Sofort kam ein Wachmann auf uns zugestürmt und wollte, dass wir das Bild löschen. Gesagt getan! Doch das war erst der Anfang... Nachdem er erneut die Kamera kontrolliert hatte, nahm er unsere Reisepässe für Zitat: "five minutes" mit in die Überwachungszentrale. Als er nach zehn Minuten ohne unsere Pässe wiederkam, vertröstete er uns auf weitere 5 Minuten. Nach einer weiteren viertel Stunde war nun eine Fragerunde auf dem Programm. Über die verlorene Weltmeisterschaft Deutschlands und die Bundesliga verlor er den Faden im Gespräch und ging wieder. Er entschuldigte sich, wies sich aus und meinte, es müssten noch routinemäßig Details geklärt werden. So wurden aus 5 Minuten eine ganze Stunde, in der wir weitere Fragen gestellt bekamen. Als wir dann von einem Ministerium ganz oben als sicher eingestuft wurden, bekamen wir unsere Pässe und einen Plastikbecher kalten Eistee. Er entschuldigte sich mit den Worten "In Israel everything is slowly - Not like in Germany." und meinte, wir hätten nun etwas zu erzählen. Kurz vor der Verabschiedung erfuhren wir dann noch, was wir fotografiert hatten. Aus Sicherheitsgründen dürfen wir das aber nicht preisgeben. ;-) Die ganze Aktion war spannend aber total unnötig. Die Moral von der Geschicht, fotografiere Gebäude mit Kameras nicht! Zurück im Guesthouse erfuhren wir dann, dass irgendein Ministerium sich nach uns erkundigt hätte. Leider vergaßen wir nach seiner Handynummer zu fragen, um für zukünftige Fälle unseren Sicherheitsstatus bestätigen zu können. Danach hatten wir genug vom Thema Sicherheit und hofften so schnell keine Kontrollstation mehr zu sehen. Doch schon am Bahnhof holte uns die Realität wieder ein. Da der Sabbatbeginn vor der Tür stand, waren die Röntgengeräte abgeschaltet und so hieß es mit einem genervten Sicherheitsbeamten umsonst den Rucksack aus- und wieder einpacken. Den restlichen Tag verbrachten wir mit Reisen. Ohne Probleme fanden wir unsere neue Unterkunft - ein schwedisches Gästehaus in Netanja unweit vom Meer. Dort fiel uns auf, dass wir nichts mehr zu Essen hatten. Da rannten wir zum nächsten Laden und deckten uns für den Sabbat ein. Hier hat es auch einen PC, sodass wir gleich mit Bilderhochladen anfingen. Der Sonnenuntergang über dem Meer war der Abschluss dieses langen Tages, der nur mit viel Geduld und Humor zu bewältigen war. Fortsetzung folgt!

Donnerstag, 5. August 2010

Tag 36 - Souk

Das Motto des heutigen Tages lautete: "Akko - weils so schön war gleich nochmal!" Da wir wussten, dass es in Akko billig Falafeln gibt, fiel das Frühstück dementsprechend einfach aus. Nachdem wir noch schnell an "unserem Laden" Halt machten (aber immer noch kein Ergebnis da war) fuhren wir mit dem Zug direkt nach Akko. Zielstrebig steuerten wir den Souk an. Wir waren ja nicht zum ersten Mal hier und so wussten wir wo's lang geht. Am Trockenfrüchtestand erkannte man uns sogar wieder. Warum nur? ;-) Das tolle an Israel ist, man darf alles anfassen und probieren. So verzehrten wir heute u.a. Granatapfel, Kaktusfeige, Datteln, Feigen, verschiedenes getrocknetes Obst und allerlei Nusssorten. Nach einiger Zeit war dann wieder mal eine Falafel an der Reihe, die für uns gewöhnlich den kulinarischen Tageshöhepunkt darstellt. Auf der Fahrt zurück nach Haifa trafen wir unseren deutschen Zimmerkollegen aus Mainz mit dem wir uns über die israelische Handykultur amüsierten. Ein Deutscher telefoniert im Monat durchschnittlich 45 Minuten, ein Israeli dagegen 500! Diese Statistik können wir nur bestätigen. Sie wird jedoch relativiert, wenn man die Kultur kennenlernt und folgenden Satz "unseres Ladenbesitzers" (nicht der kleine Junge) hört: "In Germany 'time' is 'time' - in Israel 1 hour is 3 hours". Vielleicht könnte es aber auch an den 2 bis 3 Handys liegen, die ein Israeli im Durchschnitt besitzt. Nach mehr als einer weiteren Stunde in "dem Laden" konnten wir stolz unser Ergebnis nach Haus tragen. Was das nur ist? =) Zurück in Deutschland wird mehr verraten. Jetzt verspeisen wir gerade getrocknete Datteln und Aprikosen, die wir heute auf einem der riesigen Obstmärkte gekauft haben. Morgen fahren wir nach Netanja, weiter in den Süden. Wir wünschen eine geruhsame Nacht!